11. Als das ALLES versuchte, nur „Etwas“ zu sein

In die Ewigkeit, in der ALLES IMMER ist, kam für einen winzigen Moment eine wahnwitzige Idee, wie es wäre, einmal nur „Etwas“ zu sein. Sie war so wahnwitzig, dass sie nicht einmal diesen winzigen Moment überdauern konnte, ohne sofort wieder ins Nichts zu verschwinden. Doch dieser Bruchteil eines winzigen Moments genügte bereits, um dieses nur vorgestellte „Etwas“ seine Phantasie ausleben und erleben zu lassen:

Unser „Etwas“ konnte natürlich nicht ALLES IMMER und ÜBERALL sein und erleben, es musste sich nach seiner eigenen wahnsinnigen Idee mit nur „etwas“ begnügen:
Es konnte „sich“ nur zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort gleichzeitig erleben. Und seiner Meinung – und auch seiner Erfahrung – nach würde es wohl eine Ewigkeit dauern, bis es ALLES erlebt hatte, IMMER und ÜBERALL.

Tatsächlich war unser „Etwas“ aber nicht zu „Etwas“ geworden, sondern zu „Nichts“. Denn das ALLES kann nicht nur „Etwas“ sein. Wenn es sich in diese Vorstellung träumte, dann erlebte es etwas Furchtbares: Das Nichts.
Denn außerhalb von ALLEM war einfach nur „Nichts“. Und allein die Vorstellung von „Nichts“ war so unerträglich, dass sofort „Etwas“ geschehen musste:
ALLES  musste gänzlich aus dem Gewahrsein des „Etwas“ verdrängt werden.

Damit war das „Etwas“ geboren,  das nur zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort leben konnte. Das Furchtbare „Nichts“ schien damit erfolgreich abgewendet, das „Etwas“ schien nun eine eigene Identität zu haben und hatte die Tatsache, dass es eigentlich nur „Nichts“ sein konnte, geschickt verdrängt.
Jede Erinnerung daran jagte ihm jedoch solche Angst ein, dass es versuchte, immer mehr andere „Etwasse“ um sich zu scharen, die ihm bestätigen konnten, dass es dieses besondere „Etwas“ war. Seine ganze Welt füllte sich mehr und mehr mit den verschiedensten Formen von „Etwassen“, die alle nur ihr besonderes „Etwas“ kannten und ALLES vergessen hatten.

Natürlich war ALLES deshalb nicht wirklich verschwunden, sondern thronte immer noch ÜBERALL und IMMER in absoluter Vollkommenheit. Doch für die „Etwasse“ war ES nicht mehr fassbar oder denkbar.

Dies ist unsere Situation in einer Welt der Formen, in der praktisch jeder ALLES vergessen hat – bis sich zumindest einer der vielen „Etwasse“ daran erinnert, dass er eigentlich ALLES ist. Und dass ihm sein „Etwas“-Dasein niemals zufrieden stellen könnte.

Diese Erinnerung verändert alles:  ALLES taucht wieder im Gewahrsein des ehemaligen „Etwas“ auf und hilft ihm, sich ohne Angst dem „Nichts“ zu stellen und wieder zu erfahren, dass das „Nichts“ einfach nur nichts ist.

Damit ist ALLES wieder in Ordnung – wie es tatsächlich immer schon war, ist und sein wird.