8. Das Auftauchen der wirklichen Welt

Wenn deine Vergebung beinahe vollbracht ist, beginnt die wirkliche Welt vor deinen Augen aufzutauchen. Dann erst beginnt dir zu dämmern, worum es im Kurs wirklich geht.

Vielleicht hast du nicht ganz verstanden, wieso Jesus im Textbuch das Ego relativ ausführlich behandelt. Das erschien dir möglicherweise als zu viel Aufwand für etwas, das doch nur eine Illusion ist, also nicht wirklich existiert. Auch hattest du vielleicht den Eindruck, dass es mit dir nichts zu tun habe. Mittlerweile aber hast du Erlebnisse gehabt und Erfahrungen gesammelt.

Als du mit dem Kurs begannst, hast du wahrscheinlich das Ego nicht einmal bemerkt. Und wenn du es einmal bemerkt hast, versuchtest du rasch, es anderen in die Schuhe zu schieben oder seinen hässlichen Anblick wieder zu verdrängen.
 Doch allmählich wurde deine Angst geringer, und im Laufe der Zeit wurde dir immer klarer, dass du sehr wohl glaubtest, das Ego existiere tatsächlich.

Bald musstest du entdecken, dass du dem Ego mehr oder weniger hilflos ausgeliefert warst, dass es über die Gedanken einen fast ungehinderten Zugang zu dir hatte:
Du hast auf es gehört, ohne eine Ahnung zu haben, wer da zu dir spricht. Das ist sein Trick, seine Tarnung! Auf diese Art und Weise bemerktest du gar nicht, welch einen schlechten Freund du dir zum Berater erwählt hast.

Doch durch den Kurs lernst du einen anderen Freund kennen.*) Und dieser hat sich bereits bei verschiedenen Gelegenheiten als ein wirklicher FREUND erwiesen – es ist der HEILIGE GEIST. Noch ist dein Vertrauen in IHN nicht besonders groß, aber es beginnt allmählich zu wachsen, da du durch SEINE Hilfe erlebst, dass du an der Angst vorbei auf die Liebe schauen kannst.
 Und somit hast du jetzt eine Alternative zu den Ratschlägen des Ego.

Allerdings kann es sein, dass damit zunächst eine schwierigere Zeit für dich beginnt. Denn solange du den Kurs nicht wirklich ernst genommen hast, hat sich das Ego noch relativ umgänglich verhalten. Doch wenn es bemerkt, dass du tatsächlich den Kurs lernen willst, lässt es seine Tarnung fallen – und wird bösartig.
Es fängt immer öfter an, dir vorzuwerfen, dass du total wahnsinnig bist und es noch bitter bereuen wirst, wenn du ihm die Treue versagen solltest. Machst du trotzdem weiter, gerät das Ego in Panik. Es fühlt sich durch einen Konkurrenten ersetzt, bedrängt und verraten, und es setzt zum Angriff an. Es will dich einschüchtern und möglichst oft verhindern, dass du dich dem HEILIGEN GEIST anschließt. Deshalb beschäftigt es dich jetzt mit Dingen, die dich wirklich betroffen machen.
Dies können schreckliche Momente sein: Du musst der blanken Angst, wütendem Hass, ungeschminkten Rachegelüsten – ja sogar Mordgedanken – direkt ins Auge blicken.

Vielleicht sieht es kurzzeitig so aus, als hätte das Ego gewonnen – doch in Wahrheit ist sein Ende nah. Da du inzwischen gelernt hast, es zu durchschauen, kann es dich jetzt nicht mehr so einfach täuschen. Ganz gleich von welcher Seite seine Versuchungen auch kommen mögen – du kannst sie bereits erkennen. Und damit ist das Schicksal des Ego besiegelt.
Es konnte dich überhaupt nur dazu bringen, auf es zu hören, als du noch dachtest, seine Stimme wäre die deine und sie wäre dein einziger Freund.

Jetzt aber weißt du genau:
Diese Stimme ist nur auf deine Zerstörung aus – und sonst nichts.

Deine Beharrlichkeit und dein Mut, den einmal eingeschlagenen Weg – nämlich Angst durch Liebe zu ersetzen – weiterzugehen, machen sich jetzt bezahlt. Das Vertrauen in deinen wirklichen FREUND, den HEILIGEN GEIST, ist mittlerweile so stark, dass du mit IHM gemeinsam ohne Furcht auf das Ego schauen kannst – und in eurer gemeinsamen Schau verschwindet es schließlich.

So vieles, was du vorher nur glauben konntest, ist auf einmal direkt für dich erlebbar:
 Du erfährst, dass die Welt, so wie du sie gesehen hast, nicht existiert, dass Illusionen nur ein Schleier vor der Wahrheit sind, dass du nicht von dieser Welt bist – und natürlich dass es kein Ego gibt.
Das ist auch der Grund, warum Egos nicht miteinander kommunizieren können. Ebenso wenig können sie überhaupt irgendetwas miteinander tun oder etwas zerstören. Was immer sie auch zu tun scheinen, und so wirklich es dir auch erscheinen mag – es ist in Wahrheit nie geschehen.
Nun kannst du noch einmal auf die Welt schauen – doch dieses Mal schaust du nicht alleine. Und was siehst du da?

Es ist die wirkliche Welt, auf die du jetzt schaust!

Sie ist nicht getrennt von dir, und du kannst dich ohne Angst frei in ihr bewegen.

Wie ruhig und friedlich liegt sie da und heißt dich willkommen. Welch ein freundlicher und einladender Ort für den SOHN GOTTES, DER hier gerne noch eine Weile wandelt. Nichts stört SEINE Ruhe hier, wo ER SEINEN Brüdern begegnet, um sie zu segnen.

Jetzt findet tatsächlich Kommunikation statt. Denn Brüder können miteinander kommunizieren. Es können Worte sein, aber genauso genügt ein Blick, eine Geste, ein Lächeln – oder einfach nur ein liebevoller Gedanke.

Wie wundervoll, in diesem LICHTE zu wandeln,
DAS
alle Dunkelheit, die vorher so bedrohlich erschien,
einfach hinwegleuchtet.

Nun ist die Dunkelheit vorbei – sie hat nie wirklich existiert.
Es ist diese Einsicht, um die es im Kurs wirklich geht.

*) Vielleicht möchtest du einmal folgendes Spiel spielen: Der imaginäre Freund