21. Das Nichts

Das Nichts als „nichts“ zu erkennen, ist die Erlösung.
Doch sind wir überzeugt, dass die Welt, die wir zu sehen meinen, etwas ist – und keinesfalls nichts. Auf dieser Überzeugung beruhen das ganze Leid, die Not, das Elend und der Tod, welche in dieser Welt als wirklich erscheinen. Angst und Schmerz, Sünde und Schuld gelten hier als Tatsachen.

Vielleicht könnte man einwenden, dass es doch aber auch schöne Dinge hier gibt, und dass wir uns nur auf diese schönen Dinge konzentrieren bräuchten, damit alles gut wird.
Natürlich scheint es hier auch schöne Dinge zu geben – oberflächlich gesehen können wir diesen Eindruck haben. Doch bei genauerer Betrachtung haben auch alle schönen Dinge hier etwas gemeinsam – sie dauern nicht an, wir können sie nicht festhalten. Und so haben wir am Ende nichts in der Hand. Und das tut weh!

Die Vergebung, die der Kurs lehrt, lässt uns allmählich verstehen, dass das, was wir bis jetzt zu sehen glaubten, nicht da sein kann. Das bedeutet, dass wir in Wahrheit nichts wahrnehmen, wenn wir Leid, Not, etc… wahrnehmen. Wir schauen auf das Nichts – und sagen dazu Leid, Not, etc…

So unglaublich und ungewöhnlich dieser Denkansatz anfänglich erscheinen mag – so verständlich wird er, je mehr das Wesen GOTTES in uns dämmert:

Die reine LIEBE hat alles nach IHREM Ebenbild erschaffen –
so wie SIE SELBST ist.

Nichts anderes ist jemals erschaffen worden. Wie könnte es also jemals etwas anderes gegeben haben, wie könnte man etwas anderes sehen als die reine LIEBE?
So klar und logisch diese Erkenntnis auch sein mag, so schwierig kann es sein, sie in die Praxis umzusetzen. Doch nur die Praxis, die Übung, die geduldige Wiederholung wieder und wieder und wieder wird uns den ersehnten Erfolg bringen – das Gewahrsein der WAHRHEIT, DIE nicht „nichts“ ist.

Wir werden auf dem Weg zu unserem Ziel möglicherweise auf scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen. Wir werden vielleicht an einen Punkt kommen, an dem wir den ganzen Kurs für absurd halten, für absoluten Schwachsinn. Doch allmählich wird sich unsere Vernunft durchsetzen und uns trotz unserer nach wie vor penetrant auf Leid, Not, etc… zeigenden Wahrnehmung versichern, dass wir dabei nur auf das Nichts schauen, das GOTT nicht erschaffen hat.

Und dann kommt der schwierigste Punkt: Du nimmst endlich das Nichts als „nichts“ wahr.
Du siehst die Welt, deinen Körper – und begreifst, dass dies „nichts“ ist. Dass dir weder der Körper noch die Welt das geben kann, was du so sehr ersehnst. Dass alle Hoffnung vergeblich ist, von dort her irgendetwas zu erwarten.
 Und das ist meist schwer zu ertragen.

Doch dieser Zustand währt nicht lange. Er ist ein gutes Zeichen:
Jetzt ist die Zeit deines Durchbruchs*) nahe. Du brauchst einfach nur weiterzugehen, und die Angst vor dem Nichts wird verschwinden.

Jetzt kann sich endlich ETWAS auftun, DAS bisher vom Nichts verdeckt war:

Das LICHT der LIEBE und WAHRHEIT,
deine SICHERHEIT, dein FRIEDE und deine FREUDE –
ja das LEBEN SELBST hat nur darauf gewartet,
dass du erwachst und den HIMMEL siehst!

Spätestens jetzt ist dir völlig klar, dass du vorher tatsächlich nichts gesehen hast!

Doch, oh Wunder, dieser HIMMEL ist kein Bild, das zum Anschauen gemacht ist, ER ist viel mehr. Du bemerkst, dass du Teil DAVON bist, dass alles DORT dir gehört – für immer und ewig.
Wie wunderschön alles ist – und es ist deine eigene Schönheit, die du da erlebst!

Nachdem du eine Zeit lang alles staunend betrachtet hast, wird dir allmählich bewusst, dass du für deine Wahrnehmung jetzt keine Verwendung mehr hast. Sie ist sinnlos geworden, da du ja nun keine Unterscheidungen mehr zu treffen brauchst zwischen dem, was ganz und gar LIEBE ist und etwas, das ebenso ganz und gar LIEBE ist.
Wenn du für eine kleine Weile nochmals in den alten Traum eintauchst, dann siehst du, dass du selbst hier keine Verwendung für die Wahrnehmung mehr hast. Sie hat eigentlich nur dazu gedient, dich den Unterschied zu lehren zwischen dem Nichts und der WAHRHEIT.

Und in der Erkenntnis der LIEBE, DIE alles ist, was jemals erschaffen worden ist, wandelst du hier noch eine Weile in Freude.

Und die Brüder, die mittlerweile auch bereit geworden sind, ihren Blick vom Nichts abzuwenden, freuen sich, wenn sie dir begegnen.

*) Siehe dazu folgenden Text: Wenn der Damm bricht…