11. Dunkelheit und Licht

Wir haben uns scheinbar schon so an die Dunkelheit gewöhnt, dass wir fast vergessen haben, wie das Licht sich anfühlt. Wir können die vielen Gleichnisse von Licht und der Dunkelheit so lange nicht wirklich für uns nützen, wie wir Licht und Dunkelheit nur als optische Phänomene verstehen. Trotzdem können wir schon aus der aufrichtigen Betrachtung der Dunkelheit in unserem gewohnten Verständnis eine tiefere Lehre ziehen:

Die Dunkelheit bringt nichts zum Verschwinden – aber wir können das, was da ist, nicht sehen, wenn es dunkel ist! Sie ist wie eine Decke, ein Mantel, der alles zu verschlucken scheint, jedoch ist alles nach wie vor da, nichts hat sich verändert – wir sehen es nur nicht.

Wenn wir in der Dunkelheit umherlaufen, dann tun wir uns weh, wir stoßen uns an Dingen, machen was kaputt oder stoßen mit anderen zusammen. Wir verletzen uns und andere und glauben deshalb, in Gefahr zu sein. Wir können sogar glauben, von einer feindlichen Welt umgeben zu sein. Und dies alles nur, weil es dunkel ist. Dies alles nur, weil wir nicht bemerken, dass es dunkel ist, und wir nur deshalb nichts sehen können.

Dadurch dass wir Licht für ein optisches Phänomen halten, glauben wir, nur sehen zu können, wenn es um uns herum „hell“ ist.
In diesem Licht „sehen“ wir eine Welt, in der es Gute und Böse gibt, in der das Leben vom Tod, Freude von Schmerz, Glück von Elend, Frieden von Krieg und Liebe von Hass abgelöst wird.
Und wir können nicht verstehen, dass dies bedeutet, nichts zu sehen! Ebenso unverständlich ist es für uns, dass getrennte Körper zu sehen bedeutet, dass wir blind sind.

Aber wie sollten wir dies auch verstehen können, wenn uns vollkommene Dunkelheit umgibt? Noch scheint ja für uns alles halbwegs zu funktionieren. Wir sind „halbwegs zufrieden“. Aber wenn wir Verletzungen, Schmerzen und Not, Elend und tiefe Verzweiflung erleben, fangen wir an zu begreifen, dass wir in der Dunkelheit sind.
Und wir begreifen, dass diese Dunkelheit kein optisches Phänomen ist!

Nun wollen wir nicht mehr im Dunkel bleiben und suchen nach einem Ausweg. Wir wenden uns an ETWAS in uns, DAS wir intuitiv als letzten Ausweg anrufen. ETWAS in uns, DAS wir bisher überhaupt nicht beachtet haben.
Und erstaunlicherweise ist dieses ETWAS gerade DAS, WAS die Dunkelheit in uns beseitigen kann:

Wir sind auf das LICHT gestoßen – das LICHT in uns.

Noch ist uns nicht wirklich bewusst, auf WAS wir da gestoßen sind. Deshalb machen wir auch bald genauso weiter, wie wir es bisher gewohnt waren – bis die nächste Verzweiflung uns heimsucht.
Dann erinnern wir uns wieder an den Ausweg, den wir schon einmal genutzt haben – und wiederum wird uns geholfen. Dies kann sich ziemlich oft wiederholen, bis wir daraus tatsächlich eine Lehre ziehen können.

Allmählich aber beginnen wir zu ahnen, was die Dunkelheit in uns ausmacht.
Allmählich fangen wir an zu verstehen, wieso wir bisher fast ausschließlich im Dunkel unterwegs waren, wieso wir tatsächlich blind gewesen sind – und warum es uns bisher so ergangen ist, wie es uns eben ergangen ist:

Dunkelheit ist Getrenntheit von diesem ETWAS in uns.
LICHT ist Verbundenheit mit IHM – mit GOTT.

Da wir glaubten, allein zu sein, waren wir verzweifelt und wütend.
Da wir glaubten, allein schauen zu müssen, haben wir das Wesentliche nicht gesehen. Das, was uns erst wirklich sehend machen würde; das, was uns wirklich glücklich machen würde:

Die LIEBE ist das Licht, ohne das wir auf ewig blind wären.
Die LIEBE lässt uns alles in einem völlig neuen Licht sehen.
Die LIEBE sagt uns, dass wir und alles, was wir sehen, LIEBE ist.

Jedes Mal wenn wir meinen, uns fehle etwas, ist es nur das Licht dieser LIEBE, das uns fehlt. Und dieser Gedanke – uns fehle etwas – kann wahrlich viele Formen annehmen:

  • Zu glauben, hier zu leben,
  • zu glauben, in einem Körper zu sein,
  • zu glauben, Feinde zu haben und in Gefahr zu sein,
  • zu glauben, Probleme zu haben,
  • zu glauben, verletzbar zu sein,
  • zu glauben, über irgendwen oder irgendetwas in der Welt urteilen zu können,

heißt wie wahnsinnig in der Dunkelheit umherzulaufen, ohne irgendetwas zu sehen.

Keine sinnvolle Frage lässt sich in der Dunkelheit stellen, noch lässt sich dort eine sinnvolle Antwort finden. Doch wir müssen nicht in der Dunkelheit bleiben.

Halte einfach kurz inne, du wundervolles KIND GOTTES. Lass deinen ruhelosen Geist endlich etwas Ruhe finden und erinnere dich:

In der Dunkelheit kann ich nicht sehen!

Schließe dann deine Augen vor der Welt der Dunkelheit und gehe einen Augenblick nach Hause in das Licht des HIMMELS, in DEM du in Wahrheit wohnst. Und bleibe DORT für eine Weile, ehe du mit neuen Augen zurückkehrst auf die Erde, welche nun durch deine Sicht gesegnet ist.

Wenn du bemerkst, dass die Dunkelheit wieder versucht, deine Sicht zu verhüllen – kein Problem! Hab keine Angst, denn das LICHT SELBST ist bei dir. ES wird dir wiederum alles zeigen, was die Dunkelheit für dich unsichtbar gemacht hat.

Halte nur wieder inne – und du wirst sehen, dass der ganze HIMMEL immer noch da ist!

Denn wenn wir anfangen zu bemerken, wann es dunkel in uns ist, dann ist das Wichtigste schon getan. Nun brauchen wir nur mehr innezuhalten:
Wir hören einfach auf, uns schnell zu bewegen. Der Geist wird still. Und sobald wir still sind, hören auch der Schmerz und die Gefahr auf.

Dies ist schon einmal ein guter Anfang: Es tut nicht mehr so weh! Die Verletzungen können heilen. Die Dunkelheit hat aufgehört, uns Angst zu machen. Wir können endlich erleichtert aufatmen.

Das Ziel des Lernens ist damit schon erreicht, denn nur unser Unvermögen, Licht von Dunkelheit zu unterscheiden, musste durch das Lernen beseitigt werden.

Die Dunkelheit konnte uns nicht für immer täuschen, und das Licht der LIEBE, DEREN Sicht wir ab jetzt beschließen zu teilen, lässt alle Dunkelheit verschwinden im Geiste des heiligen SOHNES GOTTES. Und das ist es, was wir schließlich im LICHTE sehen können:

Wir waren nie von LICHT = LIEBE = GOTT getrennt!

Sparen wir uns die weitere Mühe, in der Dunkelheit – also ohne IHN – sehen zu wollen, verstehen zu wollen, etwas besser machen zu wollen. Es wird nicht funktionieren!

Denn nur das LICHT kann uns zeigen, WAS für immer da ist. Wir müssen uns nur wieder mit IHM verbinden, damit wir sehen können.
Und vergessen wir nicht:

Wahres LICHT aber ist nur die LIEBE.
Und wahre LIEBE ist Verbunden-Sein mit IHM.
 

Gut zum Nachlesen: Übungsbuch S. 156 – 160, Lektionen 91 und 92.