11. Die Ebenen der Vergebung

I. Ebene – Das Schlachtfeld

Diese Ebene ist die Erfahrung jedes Menschen, der hier auf Erden zu leben meint. Sie ist der Grund, warum Vergebung gebraucht wird.

Wenn wir den Kurs in die Praxis bringen wollen, muss uns erst bewusst werden, wo wir uns bis jetzt befunden haben. Wir sind hier auf dem Schlachtfeld. Hier gibt es den Kampf ums Überleben, hier gibt es Schmerzen, Elend, Verletzungen und Tod, Angriff und Verteidigung. Hier gibt es keinen Frieden, nur eine vorübergehende Illusion des Friedens, bevor „der Feind“ erneut zuschlägt.

Erst wenn es uns bewusst ist, wo wir hier sind, und dass es auf dieser Ebene kein Entkommen gibt, wird unser Geist aufgeben, es sich hier gemütlich machen zu wollen. Jetzt wird er nach Befreiung Ausschau halten, die nicht vom Schlachtfeld, sondern von anderswo herkommt. Jetzt erst wird für ihn die Vergebung als Ausweg attraktiv.

II. Ebene – Vergebungserfahrungen
  1. Diese Ebene wird erst aufgebaut – Stein um Stein, Erfahrung um Erfahrung. Wir lernen, dass wir nicht allein erleuchtet werden können. Die „anderen“, die wir bisher als getrennt von uns betrachtet haben, wollen wir nun als Brüder erkennen, die uns bei unserem Lernen behilflich sind. Wir machen Vergebungserfahrungen, wenn wir sie als Spiegel benützen: Sie zeigen uns, welche Illusionen über uns und die Welt wir immer noch für wahr halten. Die größte Illusion ist meist die, dass wir uns für verletzlich halten, da wir glauben, ein Körper zu sein. Sobald wir diesen Glauben aufgeben wollen, machen wir große Fortschritte. Der Umgang mit anderen wird so zur Quelle unserer Fortschritte:
    • Machen wir uns immer bewusst, WER bei uns ist, wenn wir mit jemandem sind. Wenn wir das Licht in unserem Bruder sehen, ist es unser eigenes oder andersherum: Nur ein Ego kann mit einem Ego zusammen sein!
    • Es geht nie um das Thema, über das gesprochen wird – es geht immer darum, wie wir miteinander umgehen. Die Aufmerksamkeit liegt also nicht auf dem „Wer hat recht?“ sondern auf dem „Bleibe ich liebevoll und in Ruhe?“
    • Wir bestimmen von Anfang an den Ausgang einer Situation – nämlich – dass nur Frieden, Liebe und Licht in ihr wirklich sind. Und so kann auch nur dies der einzige Ausgang jeder Situation sein.
  2. Wenn wir erst einmal viele einzelne Vergebungserfahrungen gemacht haben, also bereits eine ziemlich stabile Plattform aufgebaut haben, werden uns weitere Felder bewusst, die auf unsere Vergebung warten:
    • Wir wollen allen vergeben, die nicht den friedlichen Weg zu gehen scheinen.
    • Wir wollen überhaupt allen vergeben, die jemals hierher gekommen sind (auch Jesus).

Uns erschien es lange Zeit eigenartig, dass Jesus uns im Kurs bittet, dass wir ihm vergeben mögen. Doch auf einmal wurde uns klar: Allen, die jemals als Körper auf Erden wandelten, muss vergeben werden (uns eingeschlossen), da sie hier ein Bild zeigten, das nicht der Wahrheit entspricht. An dieser Stelle ist es hilfreich zu erfahren, dass erheblicher Fortschritt erzielt wird, wenn wir akzeptieren, dass das Sehen eines Körpers Täuschung ist. Der einzige Wert, den Körper zu sehen, besteht darin, dass wir daran lernen können, was wir immer noch für wahr halten, obwohl es Illusion ist. Wir entscheiden also jedes Mal: Wollen wir den Körper sehen oder den Bruder? Denn unsere Brüder sind keine Körper, ebenso wenig wie wir.

III. Ebene – Der HEILIGE AUGENBLICK

Unsere Bemühungen auf der II. Ebene werden alle kräftig vom HEILIGEN GEIST unterstützt, denn ohne IHN könnten wir überhaupt nicht vergeben. Und die Vergebung so großer Felder – wie vorher beschrieben – erweitert unsere Vergebungserfahrung dermaßen, dass spätestens jetzt ein HEILIGER AUGENBLICK ermöglicht wird. Ein solcher kann überhaupt nicht durch unsere Bemühungen erreicht werden. Es ist die Erfahrung des Verschmelzens, des EINSSEINS mit einem Bruder und mit GOTT.

Diese HEILIGEN AUGENBLICKE haben das Potenzial, in alle Ewigkeit ausgedehnt zu werden. Und wiederum – damit wir nicht zu viel Angst haben – „passieren“ sie sozusagen tröpfchenweise, einzeln. Sie kommen auch nicht früher, als wir sie verkraften können, ohne Angst davor zu haben oder zu glauben, dass wir wahnsinnig werden. Denn wenn SIE kommen, ist die Angst verschwunden – ein vollkommen unbekanntes Gefühl für alle Getrennten – doch ganz natürlich für jeden Geist, der wieder aufwachen möchte.

Zum Abschluss ist es vielleicht noch wert zu erwähnen, dass die Ebenen I und II vollkommen illusionär sind. Eben weil sie uns wirklich erscheinen, müssen wir sie vergeben!
 Erst die III. Ebene klingt an die Wirklichkeit an, denn sie hat mit dieser Welt überhaupt nichts mehr zu tun.

Alle Zeit wird dazu benützt, um uns auf die Erfahrung des HEILIGEN AUGENBLICKS vorzubereiten – was sind da schon 10, 15, 20 oder mehr Jahre? Das meinte Jesus, als er zu den Aposteln sagte: „Noch eine kleine Weile und ich bin nicht mehr bei euch; und wieder eine kleine Weile und ich bin wieder bei euch!“ *)

Also wollen auch wir uns nicht an solch kleinen Weilen stoßen, oder?

Dieser Text möge allen, die dabei sind, den Kurs zu lernen, Mut geben, vorwärts zu schreiten. Wir brauchen nicht zu befürchten, dass uns unsere Welt gegen unseren Willen genommen wird. Der Himmel ist immer sanft. Wir entscheiden immer, was wir aufgeben wollen!

Und kann es schwierig sein, das vollkommen Wertlose aufzugeben, um einen unsagbaren Schatz an dessen Statt vorzufinden?

Für die, die Illusionen für wertvoll halten, ja!
Doch dies bedeutet nur, dass sie deren Wertlosigkeit noch nicht erkannt haben.

 

*) Joh. 16, 16-22: Eine kurze Zeit so seht ihr mich nicht mehr, und wiederum eine kurze Zeit, so werdet ihr mich sehen.