5. Vom Sehen und Hören

Beim Einkaufen kommt es immer wieder vor, dass ich diverse Produkte in den Regalen nicht finde. Ich suche dann einen Verkäufer, damit er mir zeigt, wo ein gewisses Produkt liegt. Und jedes Mal ist es für mich wieder erstaunlich, wie leicht ich etwas übersehe. Selbst wenn mir versichert wird, dass etwas da ist, sehe ich es oft nicht. Und ein Verkäufer muss mit dem Finger darauf zeigen, bis ich das Gesuchte endlich finde.

Dieses Beispiel lehrt uns, wie begrenzt und unverlässlich unser Sehen ist. Etwas nicht zu sehen, bedeutet nicht, dass es nicht da ist – aber ebenso bedeutet etwas zu sehen nicht unbedingt, dass wirklich da ist, was ich sehe.

Mit dem Hören ist es nicht anders. Wir haben z.B. eine Pendeluhr, die zu jeder halben Stunde und Stunde schlägt. Tagsüber hören wir sie kaum. Aber am Abend kann es sein, dass wir sie anhalten, da ihr Schlagen sehr störend sein kann. Das Schlagen der Uhr ist “objektiv gesehen” immer gleich laut oder leise – doch unsere Wahrnehmung davon reicht von “Nicht-hören” oder Überhören bis zu einem Hämmern, das bis ins Mark geht.

Unsere Wahrnehmung ist also äußerst trügerisch. Dennoch sind wir meist so überzeugt davon, dass unsere Wahrnehmung akkurat ist, dass wir bereit sind, mit anderen zu streiten, zu kämpfen oder sie mundtot zu machen, nur weil sie etwas anders gesehen oder gehört haben als wir.

Mit dem HEILIGEN GEIST ergeht es uns nicht anders. ER spricht die ganze Zeit zu uns, doch müssen wir erst lernen, auf IHN zu hören. ER zeigt uns die ganze Zeit SEINE Schau, doch brauchen wir mitunter eine ganze Weile, bis wir wenigstens bereit sind, überhaupt einmal eine andere Sicht suchen und finden zu wollen – und wiederum eine ganze Weile, bis wir unsere Sicht freudig durch SEINE Schau ersetzen lassen.