18. Nachrichten – Wozu dienen sie?

Am Anfang des Kurslernens erlebten wir unter anderem eine Phase, in der wir uns, so gut es ging, von allen weltlichen Nachrichten – in Zeitungen, im Fernsehen und Rundfunk (Internet hatten wir damals noch nicht) – abschotteten. Wir wollten nichts davon hören oder sehen.

So erlebten wir fast ein Gefühl, als ob wir „außerhalb“ der Welt leben würden. Es war ein Gefühl der Befreiung, das ganze weltliche Geschehen an uns vorbeigehen zu lassen, ohne dass wir uns damit zu beschäftigen brauchten. Wir wussten nicht, was in der restlichen Welt vor sich ging und hatten so auch das Gefühl, dass wir nichts damit zu tun hätten.

Dann kam eine Phase, in der wir allmählich wieder Gefallen daran fanden, einmal täglich die „wichtigsten“ Neuigkeiten aus der Welt zu erfahren. Wir erfreuten uns an den „guten“ Nachrichten und versuchten – so gut es ging – die „schlechten“ Nachrichten zu vergeben. Ein schwieriges Unterfangen! Dennoch nahmen wir es auf uns, denn wir wollten nun beobachten, wie sich die Welt weiterentwickelt, und was unsere Vergebung hier bewirkt. Fast unbemerkt schlich sich in unsere Beobachtungen eine unterschwellige Angst ein. Besonders wenn wir manchmal glaubten, dass unsere Vergebung überhaupt keine Auswirkungen zeitigte. Denn irgendwo in uns hatten wir doch die Hoffnung, unsere Vergebung würde am „Lauf der Welt“ etwas ändern.

All diese Lernphasen hatten eines gemeinsam: In unserem Geist hatte sich noch nicht viel verändert, was die „Wirklichkeit“ der Welt angeht. Wir hatten noch nicht begriffen, dass „die Welt“ nur etwas ist, das sich in unserem Geist abspielt und das getrennt von uns nicht existierte. Wir hatten noch nicht begriffen, dass es einer Veränderung in unserem Geiste bedurfte, um die Welt zu verändern.

Und diese grundsätzliche Veränderung im Geiste – nämlich, dass wir lernen, die Welt nicht von uns getrennt zu sehen, sondern sie als einen Spiegel dessen zu verstehen, was wir denken – sollte sich erst entwickeln. Diese Entwicklung wurde durch einige Lernschritte gefördert, welche das Kurslernen mit sich brachte:

  • Wir lernten unsere Erwartungen an die Welt zu bemerken und begannen zu verstehen, dass es vor allem diese sind, die unsere Neigung bedingen, der Welt die Schuld dafür zu geben, wenn wir nicht glücklich sind.
  • Wir begannen allmählich zu verstehen, was es in der Praxis bedeutet, dass unsere einzige Funktion hier die Vergebung ist, und nicht die Beurteilung der Welt.
  • Wir erfuhren allmählich, was es bedeutet, Erlöser der Welt zu sein – und nicht Richter.

Im Kurs lernen wir, dass die wesentliche Frage, wenn wir Lernfortschritte machen möchten, lautet: Wozu dient es?
In unserem Fall: Wozu dienen die Nachrichten?

So wie wir es erlebt haben, dachten wir sehr lange – wenn auch völlig unbewusst –  dass sie da wären, um uns zu verschrecken oder die Unsicherheit in uns zu fördern. Denn das war es, was Nachrichten bei uns bisher immer anrichteten.

Doch in weiterer Folge begannen wir zu verstehen, wozu uns wirklich alles hier „präsentiert“ wird: um es zu vergeben!
Solange uns jedoch noch nicht wirklich klar war, was Vergebung bedeutete, half uns das in der Praxis nicht weiter:
Wie sollte man denn auf Nachrichten reagieren, wie z.B. dass ein Jahrtausendtornado New York heimsuchen würde? Dass der Erde eine Klimakatastrophe bevorsteht?  Wie konnte man Nachrichten über Umweltkatastrophen begegnen, die ganze Kontinente oder Meere bedrohen?  Oder was anderes als Angst kann eine Nachricht in uns auslösen, dass unser ganzes Finanzsystem auf sehr wackeligen Beinen steht?

Die Angst reagiert auf solche Meldungen immer in der gleichen Art und Weise:
1) Betrifft mich diese Nachricht persönlich bzw. betrifft sie Menschen, die mir besonders nahe stehen?
2) Wie kann ich mich davor schützen bzw. wie kann ich Unheil so gut es geht von mir und meinen Nächsten abwenden?

Wenn wir den Kurs kennen, dann kommen wir vielleicht auch auf eine andere Idee – diese Nachrichten dem HEILIGEN GEIST zu übergeben. Doch kann es trotzdem sein, dass die Angst nicht verschwindet. Und wir fragen uns dann möglicherweise, was wir falsch machen – oder kommen sogar auf den Gedanken, dass der Kurs vielleicht doch nicht das hält, was wir uns von ihm versprochen haben.

Tatsächlich haben wir etwas noch nicht verstanden, wenn die Angst bei uns bleibt: Wir haben nicht verstanden, dass „dem HEILIGEN GEIST zu übergeben“ bedeutet, dass wir anerkennen, dass all das, was wir sehen und hören, nicht real ist – nur eine Illusion.
Und eine Illusion ist nur eine Illusion –  weder folgt sie einer festgelegten zeitlichen Kontinuität noch irgendwelchen Gesetzen, welche von dieser Welt aufgestellt wurden.
Doch genau auf diese Kontinuität, auf diese Gesetze haben wir uns bisher immer verlassen. Wir verließen uns darauf, dass die zeitliche Kontinuität hier festgelegt ist – dass die Zeit von der Vergangenheit über die Gegenwart zur Zukunft fortschreitet. Wir verließen uns darauf, dass unsere politischen, ökonomischen und sozialen Strukturen nicht von einem Tag auf den anderen über den Haufen geworfen werden können – dass der Boden, auf dem wir stehen, sich nicht plötzlich unter uns öffnet und die Erde uns verschlingt. Unser Vertrauen in diese Gesetze und in diese Kontinuität wiegte uns bisher in Sicherheit.

Doch die Vergebung wirft alles über den Haufen – und deshalb haben wir tatsächlich Angst davor, wenn wir uns daran machen, Vergebung zu üben und zu lernen. Wir haben Angst, dass Chaos ausbricht, dass die Welt, wie wir sie bisher kannten, plötzlich auseinander bricht oder gar verschwindet, wenn wir zulassen, dass die Vergebung unsere ganze Welt als reine Illusion enttarnt.
Doch ist genau das Gegenteil der Fall: Vergebung verwandelt das Chaos in Ordnung. Wir brauchen nichts mehr vorherzusehen, wir brauchen keine düsteren Prognosen mehr aufzustellen aufgrund der Fakten, die wir bisher zur Verfügung hatten. Wir brauchen einfach nur alles vergeben, was uns begegnet – die Nachrichten eingeschlossen.

Damit ist das Chaos in unserem Geist vorbei, die Ordnung ist wiederhergestellt:
Nur die Wahrheit ist wahr. Illusionen sind nur Illusionen.

Wenn wir Vergebung praktisch üben, erleben wir, dass sich manchmal alle weltlichen Gesetze, alle scheinbar sicheren Prognosen einfach als falsch erweisen. Denn alles hier folgt keiner linearen Abfolge, keiner herkömmlichen Ursache-Wirkung-Gesetzmäßigkeit. Alles hier folgt einem Plan, der außerhalb des Raum-Zeit-Kontinuums aufgestellt wurde. Und dieser Plan ist aufs sorgfältigste ausgearbeitet. Nichts hier geschieht zufällig.*)

Die Erlöser der Welt wissen um diesen Plan und deshalb wissen sie auch, dass hier alles einen ganz anderen Verlauf nehmen kann, als die Welt es erwartet. Und ihnen ist jeder Verlauf recht.
Es ist diese Einstellung, die ihnen Sicherheit gibt. In ihr können sie ruhen. Es ist die Überzeugung, dass jeder Verlauf hier nur Illusion ist, und dass sie jede Illusion im Sinne des HEILIGEN GEISTES einsetzen können, nämlich für die Vergebung. Auf diese Weise dient tatsächlich alles, was sie erleben, der Erlösung der Welt.

Wenn wir uns nun noch einmal die Frage stellen „Wozu dient alles, dem wir hier begegnen?“, dann hören wir deutlich die befreiende Antwort:

Alles hier dient nur dazu, dass wir lernen, dass Illusionen keine Tatsachen sind.
Tatsachen können nicht verändert werden – aber Illusionen schon.

Deshalb brauchen sich die Erlöser der Welt auch nicht vor Illusionen zu schützen. Denn durch ihre Vergebung erinnern sie sich an die einzige unveränderliche TATSACHE, die der Kurs so zusammenfasst:

Nichts Wirkliches kann bedroht werden.
Nichts Unwirkliches existiert.
Hierin liegt der Frieden GOTTES.

Dies sind die „Nachrichten“, welche die Erlöser der Welt ständig über alle Kanäle senden. Manchmal mit Worten, manchmal ohne.

Jedes Mal wenn du das Gefühl hast, dass die Nachrichten der Welt dich in Angst und Schrecken versetzen, erinnere dich daran, dass du nur vor Illusionen Angst haben kannst. Aber Illusionen sind keine Tatsachen, sie sind veränderlich und unstet. Nur dein Glaube an ihre Wirklichkeit verfestigt scheinbar ihre Form. Werden sie nicht mehr als real angesehen, dann können z.B. unheilbare Krankheiten plötzlich verschwinden oder scheinbar unausweichliche Katastrophen möglicherweise überhaupt nicht eintreten.

Die „Nachricht“, die Ein Kurs in Wundern lehrt, ist tatsächlich eine Befreiung für jedermann.
Schon der Titel bedeutet, dass Wunder gelernt werden können. Dass du lernen kannst, Wunder zu wirken.
Wunder zeigen nur auf, dass Illusionen nicht die Wahrheit sind.
Sie erinnern daran, dass Illusionen keine Wirkung haben können.

Wunderarbeiter verändern nicht die Wahrheit, sie verändern keine Tatsachen – doch wissen sie, dass Illusionen sich in der Gegenwart der Wahrheit auflösen. Und diese Arbeit bereitet ihnen die allergrößte Freude.

Welch ein Wunder und welch ein Segen, wenn die Wahrheit wieder gesehen, gefühlt und erlebt werden kann!

 

*) Siehe dazu auch  folgenden Text: „Das Drehbuch“