Die Welt glaubt, dass beide wirklich sind: Geist und Materie. Der Kurs dagegen behauptet, dass nur eines davon wirklich ist.
Die Welt meint, dass der Geist mit der Materie interagiert. Der Kurs sagt, dass es nur Geist gibt.
Wem willst du glauben?
Vielleicht neigst du noch dazu, eher der Welt Glauben zu schenken, da dir die Materie sehr real erscheint. Du glaubst ja, dass du nur dann irgendwo „wirklich bist“, wenn du körperlich dort bist. Wenn du jedoch „nur“ in Gedanken irgendwo bist, dann zählt das für dich nicht so viel – es ist in deinen Augen nicht „wirklich“.
In erster Linie ist dies für dich so, weil du dir deines geistigen Wesens noch kaum bewusst bist. So glaubst du, in allem vom Körper – also von dem, was du als Materie bezeichnest – abhängig zu sein. Du versuchst vielleicht mit dem, was du für deinen Geist hältst, den Körper zu beeinflussen – doch scheint es, dass der Körper letztendlich die Oberhand behält: Denn in seinem Tod wird der Geist endgültig besiegt.
Unser Glaube an die Wirklichkeit der Materie lässt uns nicht klar sehen. Vielleicht können wir sogar zugestehen, dass der Geist die Materie bewegt und nicht umgekehrt – aber dies würde immer noch beweisen, dass sie wirklich ist. Und so treten wir auf der Stelle.
Erst wenn wir erfahren, dass wir vom Körper völlig unabhängig sind, gerät dieser Grundpfeiler unseres Gedankensystems ins Wanken. Doch meinen wir vielleicht, dass wir diese Erfahrung erst machen könnten, wenn wir keinen Körper mehr haben. Dies ist zwar nicht so, doch wenn wir es glauben, kann es sein, dass wir mitunter lange auf diese Erfahrung warten müssen. Und so lange wird unser Zweifel bestehen bleiben, da wir die Frage „Geist oder Materie“ nur theoretisch behandeln können.
Der Kurs geht dieses Problem von einer eher praktischen Seite an. Denn obwohl dort behauptet wird, dass der Körper nicht wirklich ist, geht es im Kurs nicht darum, den Körper zu überwinden oder gar aufzugeben. Ganz im Gegenteil, er wird hier gebraucht – und zwar als Kommunikationsmittel.
An dieser Stelle ist vielleicht ein Satz aus dem Handbuch für Lehrer hilfreich. Dort erklärt Jesus:
Verzweifle also nicht wegen der Begrenzungen.
Es ist deine Funktion, ihnen zu entrinnen, aber nicht, ohne sie zu sein. (H-26.4:1+2)
Demzufolge werden wir nicht angeleitet, den Körper aufgeben zu lernen, sondern uns vielmehr zu fragen, wofür wir ihn verwenden wollen.
Wollen wir ihn als ein Kommunikationsmittel im Sinne des Kurses verwenden – oder wollen wir ihn mit einem anderen Zweck ausstatten?
Wenn wir den Körper nur als Selbstzweck betrachten, dann wird der Geist auf die Aufgabe beschränkt, dem Körper zu dienen – dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht. Sobald wir den Körper aber als Kommunikationsmittel ansehen, stellt sich uns die Frage, was denn die Botschaft sein müsste, die er vermittelt.
Am Beginn unserer Beschäftigung mit dem Kurs werden wir wahrscheinlich – bewusst oder unbewusst – den Körper noch eher als Selbstzweck betrachten. Für uns sieht es dann so aus, als würde er dem Geist die Befehle erteilen – und dieser bemüht sich, ihnen nachzukommen.
In dieser Phase werden wir Freude und Leid erfahren – je nachdem, ob die Bedürfnisse des „Diktators“ erfüllt werden können oder nicht. Die Welt wird uns als ein Ort erscheinen, an dem es sich für eine Zeit lang recht gut leben lässt, sofern man es sich gut einzurichten versteht. Und der Kurs wird vielleicht auch nur als Mittel verstanden, das uns dabei hilft, in der Welt besser zurechtzukommen.
Doch im Laufe der Zeit ändert sich unsere Einstellung. Der Kurs zeitigt Wirkung. Wir sind von unseren Meinungen und Ansichten über uns selbst und die Welt nicht mehr so fest überzeugt wie vorher.
Diese Veränderung sollte uns eigentlich mit Freude erfüllen, da sie ein Zeichen dafür ist, dass unser Lernprozess fortschreitet. Doch wird sie häufig auch als bedrohlich erfahren, da unsere Ansichten für uns auch eine gewisse Sicherheit bedeutet haben.
Es kann soweit gehen, dass wir der Welt überdrüssig werden – entweder, weil uns ihre Freuden nicht mehr befriedigen, oder weil wir ihren Leiden entfliehen wollen. Beides hat eine Folge: Der Körper als Selbstzweck genügt uns nicht mehr – und wir können langsam die Alternative, die der Kurs uns anbietet, als erstrebenswert betrachten – ihn doch lieber als Kommunikationsmittel zu verwenden.
Jetzt müssen wir lernen, dieses Kommunikationsmittel nicht mehr nur zum Selbsterhalt und für Eigenwerbung zu missbrauchen. Seine Botschaft muss eine andere sein. Er muss zum Sprachrohr werden für etwas, das über ihn hinausgeht. Durch das Begrenzte weisen wir auf das Unbegrenzte, durch das Sterbliche auf das Unsterbliche.
Dies ist die Zeit, in welcher wir uns unseres wahren Wesens wieder bewusst werden. Unser wahres Wesen ist nicht dazu da, dem Körper zu dienen. Nein, es benützt vielmehr den Körper, um auf das hinzuweisen, was hinter der Illusion des Körpers versteckt gehalten wird – auf den reinen Geist, der wir in Wirklichkeit sind. So lautet also die Botschaft, welche wir jetzt mittels des Körpers kommunizieren:
Du bist reiner Geist – eins mit dem HEILIGEN GEIST. Nur das bist du.
Und die Welt, in der wir uns bewegen, ist jetzt nur noch das Ambiente, in dem diese Botschaft kommuniziert werden kann.
Jetzt lautet die Frage nicht mehr: „Geist oder Materie?“ Denn die Allwissenheit des Geistes lässt uns erkennen, dass alle Materie nur eine vorübergehende Geisteshaltung ist, in welcher ein Geist etwas für wahr hält, das anders ist als er.
Und so kann endlich die freudige Antwort aus allem und von jedem erschallen:
Nur der Geist ist wirklich!