Wir denken, der Körper sei unser Zuhause, und unser Wohlergehen würde vom Wohle des Körpers abhängen. Deshalb benützen wir unseren Geist, um dem Körper zu dienen. Diese Sichtweise erzeugt sehr viel Angst, denn wäre der Körper tatsächlich unser Zuhause, wären wir niemals und nirgends sicher.
Im Kurs lernen wir, dass der Körper ein Zaun ist, den wir uns einbilden, gebaut zu haben, damit ein Teil unseres Selbst von anderen Teilen getrennt sein kann. Wenn wir dem Kurs Glauben schenken wollen, dann müssen wir also anerkennen, dass der Körper eine Einbildung ist, eine Illusion. Und da der Kurs lehrt, dass Illusionen als solche erkannt und dann aufgegeben werden müssen, schließen wir daraus möglicherweise, dass wir den Körper aufgeben müssen, wenn wir den Kurs lernen wollen. Und diese Vorstellung kann wieder große Angst erzeugen, da wir uns noch fast total mit dem Körper identifizieren, wenn wir gerade beginnen, uns mit dem Kurs zu beschäftigen. Es kommt uns vielleicht so vor, als würde von uns verlangt, dass wir uns selbst aufgeben sollen. Und wer wollte das schon wirklich?
So scheint es, dass wir eine praktisch unmögliche Aufgabe vor uns haben, denn diese falsche Vorstellung vermag tatsächlich lange Zeit unser Lernen zu behindern. Können wir uns aber andererseits vorstellen, dass Jesus von uns erwartet, dass wir etwas Unmögliches vollbringen, wo er doch an so vielen Stellen des Kurses betont, wie einfach dieser zu lernen ist?
Und was hätte es für einen Sinn, uns selbst aufzugeben, wenn doch der ganze Kurs nur wegen uns gekommen ist?
Also liegt vielleicht nur ein Missverständnis unsererseits vor. Haben wir nur etwas falsch verstanden?
Wenn wir einmal dazu bereit sind, anzunehmen, dass wir etwas missverstanden haben, dann ist das größte Hindernis in unserem Lernfortschritt beseitigt. Wir legen den Kurs nicht zur Seite, sondern machen damit weiter.
Die Einsicht, dass nur wir etwas nicht richtig verstehen, wenn der Kurs uns seltsam oder unverständlich vorkommt, ist wohl eine der wichtigsten Grundlagen, um ihn schließlich zu lernen. Und so kommt auch der Tag, an dem dieses Missverständnis sich auflöst:
Es geht nicht darum, dass wir den Körper aufgeben im Sinne von: Er muss verschwinden.
Es geht nur darum, unser Denken über seinen Sinn und Zweck zu ändern!
Damit haben wir ihn sozusagen aufgegeben.
Für das Denksystem, das der Kurs uns vorstellt, sind zwar die Dinge an und für sich bedeutungslos, doch nicht ihre Verwendung! Und so leitet der Kurs uns an, den Körper und auch alle anderen Dinge richtig zu verwenden – für die Wahrheit statt für die Illusion!
Der Körper wird also nicht aufgegeben, sondern wir geben nur auf, ihn als Beweis für unsere Sterblichkeit und Schwäche, Sünde und Schuld zu verwenden. Wir verwenden ihn jetzt für unsere wahre Funktion, die wir erfüllen möchten – nämlich – die Welt zu erlösen:
Somit ist der Körper nicht mehr unser Ziel,
sondern das Mittel, unser Ziel zu erreichen – die Welt zu erlösen!
Denn durch ihn können wir unsere Brüder erreichen und ihnen helfen, gemeinsam mit uns den Weg zurück in die HEIMAT zu gehen. So dient der Körper nun dazu, den Geist zu heilen, den zu töten er gemacht ward.
Sobald wir dazu bereit sind, den Körper als Mittel für den Geist einzusetzen – und nicht umgekehrt – sind wir frei! Unser Denken dreht sich um, denn das Gedankensystem, das uns unglücklich gemacht hat, weil es den Körper in den Mittelpunkt seines Interesses gestellt hatte, ist nun überwunden. Somit sind wir frei von den Sorgen der Welt, und daher auch frei, voll Liebe und Mitgefühl auf unsere Brüder zu blicken, die Geist sind wie wir, die sich aber immer noch einbilden, ein Körper zu sein, so wie wir es bis vor kurzem noch taten!
Und für sie sind wir jetzt da – besonders für all jene, die möchten,
dass dieses Missverständnis aufgeklärt wird!
Vielleicht ist es noch ungewohnt für uns, als Geist zu denken – bisher haben wir nämlich versucht, als Körper zu denken. Auch sind wir nicht gewohnt, uns als Geist zu sehen, als unbegrenztes Wesen, das ewig lebt und niemals stirbt – und das den Körper nur noch für eine kleine Weile verwendet. Denn rein äußerlich sieht es wahrscheinlich so aus, als ob sich nichts verändert hätte. Und der Gedanke, dass wir ein Körper sind, kann leicht wieder zu uns zurückkehren.
Wenn wir bemerken, dass sich Angst in unseren Geist eingeschlichen hat, dann hat das immer nur einen Grund: Wir haben wieder den Körper in den Mittelpunkt unseres Interesses gestellt. Wir denken wieder als Körper. Also müssen wir innehalten, sobald wir Angst bemerken, um uns daran zu erinnern, dass wir kein Körper sind, und alle Angst wird wieder verschwinden.
Anfänglich ist also Achtsamkeit erforderlich. Wann immer wir körperlich etwas zu tun scheinen, also zum Beispiel essen, trinken, laufen, reisen, berühren, umarmen, sprechen, lächeln …, geht es darum, dass es uns bewusst bleibt, dass wir alles, was wir tun, nicht um des Körpers Willen tun – all das geschieht nur deshalb, damit wir für unsere Brüder erreichbar sind. Nur darum geht es uns jetzt!
Machen wir es uns zur Gewohnheit, Geist zu sein. Es macht Spaß, kein Körper zu sein, wenn wir es in die Praxis umsetzen! Als Geist können wir jederzeit überall sein, wir brauchen uns nur dorthin zu denken. Wir kennen unsere HEIMAT. Und sooft wir können, denken wir uns DORTHIN. Denn dort, das wissen wir, bekommen wir alles, was wir brauchen, um unsere Funktion hier erfüllen zu können.
Nun können wir uns frei durch Zeit und Raum bewegen. Vergangenheit und Zukunft können JETZT jederzeit verändert werden, damit überall die Liebe und die Freude Einzug halten können, die unseren ganzen Geist erfüllen – seit der Körper nicht mehr im Mittelpunkt unseres Interesses steht.
Gut zum Nachlesen: Übungsbuch S.426 „Was ist der Körper?“