5. Geheimnisse des Ego

GOTT hat keine Geheimnisse. Das Ego viele.
Für eine Weile vermag dich das Geheimnisvolle vielleicht zu reizen. Doch dein Interesse wird nicht anhalten, wenn du begreifst, was sich hinter all dem Geheimnisvollen verbirgt: einfach nur nichts!

Wer Geheimnisse hat, hat etwas zu verbergen. Und das Ego muss unter allen Umständen verbergen, dass hinter all seinen Geheimnissen einfach nur nichts ist. Dieses Geheimnis muss das Ego unter allen Umständen hüten. Würdest du nämlich hinter den Schleier seiner Geheimnisse schauen, dann hätte es ausgespielt. Du würdest sofort sehen, dass das Ego selbst ebenso nichtig ist wie seine Geheimnisse.

Egogedanken

Über weite Strecken klärt Jesus dich im Kurs über das Ego auf und lüftet so dessen Geheimnisse. Du erfährst, dass es nur über seine Gedanken für dich fassbar ist. Da du dich in diesem Stadium des Lernens praktisch vollkommen mit dem Ego identifizierst, kannst du ihm nur auf die Schliche kommen, indem du deine Gedanken unter die Lupe nimmst.
 Denn – und dies ist sein besonders gut gehütetes Geheimnis – deine Gedanken sind nicht deine wirklichen Gedanken, sondern eher die des Ego.

Deine Hauptarbeit beim Lernen des Kurses besteht nun darin, alle dunklen Winkel in deinem Geist ausfindig zu machen, das Licht deiner Vernunft einzuschalten und auf diese Weise die gut gehüteten Geheimnisse des Ego zum Verschwinden zu bringen – und damit auch ihren Urheber.

Für das Ego sind Gedanken der Schuld lebenswichtig, und so wird es alles daransetzen, dass du sie nicht bemerkst.

Die Anziehungskraft der Schuld soll dir möglichst verborgen bleiben:
 Du sollst nicht bemerken, wieso dich gewisse Gedanken immer wieder quälen, dich in Verzweiflung und Depression führen können, wieso du dich ihnen manchmal total ausgeliefert fühlst und dich im besten Fall gerade noch daran erinnern kannst, dass sie ja wieder vorbeigehen – hoffentlich bald.

 Nehmen wir einmal konkrete Gedanken wie:

  • Ich fühle mich so sinnlos…
  • Ich bin so egoistisch und materialistisch ausgerichtet…
  • Manche Leute tun so viel für die Menschheit, und ich …?
  • Der oder die hat mir so etwas Schreckliches angetan …
  • Eigentlich geht es mir ja gut, trotzdem fühle ich mich so leer …
  • Wieso geht es mir nicht so gut wie …

Wahrscheinlich kennt jeder Leser den einen oder anderen dieser quälenden Gedanken.

Im Kurs fordert uns Jesus auf, unsere Vernunft zu verwenden, um den Ursprung der Gedanken ausfindig zu machen. 
Lass dich also von der Form der Gedanken nicht verwirren – schalte deine Vernunft ein und spüre nach. Dann wirst du sofort bemerken, woher solche Gedanken nur kommen können: Das Ego hat dich reingelegt. Seine Gedanken haben dir das Gefühl beschert, schuldig zu sein, oder sie haben andere für schuldig an deinem Schicksal erklärt.

Du bist der Anziehungskraft der Schuld erlegen. Doch das ist nur ein Fehler, der leicht korrigiert werden kann. Denn die Gedanken des Ego sind nicht die deinen.
 Setze an ihre Stelle einen Gedanken, der dir vom HEILIGEN GEIST gegeben wird, mit dem du in Wahrheit alle Gedanken teilst – und bereite damit dem heimlichen Treiben des Ego ein Ende.
Sage zum Beispiel:

„Ich könnte stattdessen Frieden sehen!    (Ü-I-34)

Und lasse so den FRIEDEN GOTTES wieder Einzug halten in deinen Geist.

Wenn du dich nicht wohl fühlst, hat dies immer nur einen einzigen Grund:
 Du bist wieder der Anziehungskraft der Schuld erlegen und leidest nun unter der Wirkung von Schuldgedanken.
 Doch jetzt weißt du, woher solche Gedanken kommen, und kannst sie daher auch wieder loslassen. *)

Die Wahrheit und ihr Gegenteil

Alle kennen die WAHRHEIT – SIE ist eins und für alle gleich: LEBEN, FREUDE, FRIEDEN, LIEBE, VOLLKOMMENHEIT, HIMMEL – alle und alles einschließend in alle Ewigkeit. Die Erkenntnis GOTTES, das ewige Gesetz GOTTES, die EINHEIT ist die einzige WAHRHEIT, die es gibt.
All dies kann auch das Ego nicht völlig leugnen, ohne unsere Bereitwilligkeit, ihm zuzuhören, gänzlich zu verlieren. Also fordert es uns auf, auf die Welt der Körper zu schauen, und sagt:

  • Zugegeben, es gibt Leben – aber es gibt auch den Tod.
  • Es gibt Freude – aber ebenso gibt es auch Schmerz, Krankheit und Leid.
  • Ja, es gibt manchmal Frieden – aber es gibt auch Streit, Konflikt und Krieg.
  • Natürlich gibt es Liebe – aber ebenso gibt es Hass, Wut, Ärger und Angst.
  • Vollkommenheit? Wo gibt’s die wirklich? – Na ja, vielleicht irgendwann einmal, wer weiß?
  • Und den Himmel? – Vielleicht nach dem Tod, aber wer weiß das schon genau. Die Hölle könnte uns ebenso erwarten.
  • Vielleicht kann man sich eine Zeit lang verbunden fühlen – aber schließlich ist doch jeder für sich allein, jeder getrennt.
  • Und was ist mit Gott? – Dem kann man doch nicht wirklich trauen! Schau dich bloß um, was er alles zulässt. Wenn man ehrlich ist, kann sein Gesetz höchstens Rache sein.

Wenn wir dem Ego bis hierher zugehört haben, hat es die Wahrheit in unserem Bewusstsein bereits völlig ausgelöscht bzw. bedeutungslos gemacht. Denn es bietet uns den Körper als Wohnstatt an, und dessen Wahrnehmung der Welt beweist die „Wahrheit“ des Ego in einem überzeugenden Maße.

Das Ego nimmt also die Wahrheit, stellt deren Gegenteil neben sie und behauptet, dieses wäre gleichermaßen wahr. Das ist alles. Sein Werk ist getan, und wir sind – wenn wir ihm zuhören – zu seinen willigen Gefolgsleuten geworden.
 Solange das Ego sich unserer sicher fühlt, scheint es uns gegenüber freundlich gesinnt zu sein und belässt uns in dem Glauben, dass die Wahrheit und ihr Gegenteil gleichberechtigt nebeneinander stehen. Doch wenn es bemerkt, dass wir unser Interesse eher der Wahrheit zuwenden wollen, wird es bösartig und kommt mit dem heraus, was von Anfang an sein Ziel, seine Absicht war: die Wahrheit zu zerstören.

Es redet nun Klartext:
Was bietet dir Gott an? Ein kurzes Leben, viel Schmerz, Krankheit und Leid, Streit, Konflikt und Krieg. Ein bisschen Liebe, aber viel Hass, Wut, Ärger und Angst.
Und die Vollkommenheit? Der Tod macht alles vollkommen, er macht alle gleich. Er ist das Gesetz, dem du nicht entrinnen wirst! Das ist Gottes Angebot. Gott verdient dein Vertrauen nicht, vertraue lieber mir – genieße das wenige, das du hast und schau zu, dass du so viel davon kriegst, wie es nur geht…

Das ist es, was das Ego dir anbietet. Das ist sein Gesetz – das Gesetz des Chaos.
Das steckt hinter all seinen Geheimnissen. Es ist das Gegenteil vom Gesetz GOTTES, DAS alle und alles sicher in sich hält.

Doch hat das Gesetz GOTTES kein Gegenteil. **)


*) Gut zum Nachlesen im Textbuch:
    S.410, Kap. 19, Abschnitt IV – „Die Anziehungskraft der Schuld“
    S.476, Kap. 22, Abschnitt III – „Die Vernunft und die Formen des Irrtums“

**) Gut zum Nachlesen im Textbuch:
      Kapitel 23, S.486 – 497; besonders der Abschnitt II, „Die Gesetze des Chaos“ S.490 – 496.