12. Wahrheit und Illusion

Du bist nicht in Gefahr!
Dies ist die unveränderliche Wahrheit über dich.
 Es ist die eine Tatsache, die du zwar verleugnen, aber nicht verändern kannst.

Die Welt, in der du zu leben glaubst, der Körper, der deiner Ansicht nach deine Wohnstatt ist, wurden gemacht, um Zeugnis dafür abzulegen, dass dies nicht wahr ist. 
Dies gilt für jeden einzelnen Augenblick und kann in jedem einzelnen Augenblick von dir wieder aufgehoben werden.

Der Gedanke, du wärest in Gefahr, setzt einen Mechanismus in Gang, der dich in Teufels Küche bringt. Dieser eine illusionäre Gedanke produziert, solange du ihm glaubst, ununterbrochen weitere illusionäre Gedanken – ein Teufelskreis, dem du ohne Hilfe nicht mehr entkommen kannst.
 Denn du hast begonnen, einer Stimme zuzuhören, die zwar gänzlich illusionär ist – wie auch alle Gedanken, die sie hervorbringt – die aber durch deinen Glauben an sie jetzt die Macht hat, all ihre Gedanken für dich wirklich erscheinen zu lassen.
Und das tut sie auch!

So glaubst du nun, wirklich in Gefahr zu sein. Und in deiner Angst wendest du dich erneut an diese Stimme und befolgst ihre Anweisungen, wenn sie dir einen Rat gibt. Eine schreckliche Logik hat eingesetzt: Da du dich in Gefahr glaubst, musst du dich schützen. Du brauchst einen Ort, an dem du vor der Gefahr sicher bist. Hier kommt der Körper ins Spiel als eine hervorragende Bastion für dich, in der du vor Gefahr sicher bist.
Nun kannst du dich gegen diese Welt verteidigen, denn dort ist die Gefahr, sie ist der Feind, vor dem du niemals sicher sein kannst. Und wenn du dich stark fühlst, lässt der Körper sich auch hervorragend als Angriffswaffe benützen.

Du hast gar nicht bemerkt, dass du den Körper in der Zwischenzeit mit einem Eigenleben ausgestattet hast:
 Die illusionäre Stimme, der du jetzt vertraust, redet dir nämlich ein, dass du der Körper bist. Und du bist bereits so in der Illusion gefangen, dass du dies tatsächlich glaubst. So scheinst du nun die verschiedensten Bedürfnisse zu haben – nicht nur Schutz, unzählige andere gesellen sich noch hinzu. Und sie alle wollen befriedigt werden.

Für dich sieht es jetzt so aus, als hätte der Körper von sich aus diese Bedürfnisse. Und du glaubst, zu seinem Handlanger, ja zu seinem Sklaven geworden zu sein. Ohne ihn – das ist jetzt deine feste Überzeugung – würdest du aufhören zu sein. Wahrscheinlich hast du mittlerweile sogar begonnen, den Körper zu hassen, da du so abhängig von ihm zu sein meinst. Denn du hast inzwischen ganz vergessen, wofür du ihn gemacht hast. Du hast vergessen, dass er nur deshalb da ist, weil du meintest, du würdest einen Hort brauchen, der dich vor der Gefahr schützt.

Jetzt ist deine Lage wirklich prekär: Was einst deine Bastion, deine Sicherheit zu sein schien, hat sich nun als Gefängnis entpuppt. Und du sitzt wie eine Maus in der Falle.
Ein jämmerliches Würmchen gegen die ganze Welt.
Und jederzeit könnte das Schicksal das unabwendbare Ende deines Körpers – und, wie du meinst, auch deiner Existenz – herbeiführen. Tot. Aus.

Und dabei hatte alles so harmlos angefangen. Da war doch nur dieser eine Gedanke, dass du in Gefahr wärest. Damit hatte alles begonnen.
Jetzt möchtest du diesem Teufelskreis gerne entrinnen, du möchtest dich endlich sicher fühlen. Doch wie? Deine Lage scheint hoffnungslos.

Mit dem Mut der Verzweiflung bittest du um Hilfe!
Und zunächst nur ganz leise vernimmst du eine sanfte STIMME. Es ist eine ganz andere STIMME als die, auf welche du bisher gehört hast.
Eine große Ruhe liegt in IHR, eine Sicherheit und Bestimmtheit, nach der du dich insgeheim die ganze Zeit über gesehnt hast, welche aber bis jetzt von der Stimme der Gefahr überlagert war. Und diese STIMME sagt nur Folgendes:

Du bist nicht in Gefahr!

Du spürst die Erleichterung, welche dieser einfache Satz dir bringt. Du möchtest, dass dies die Wahrheit ist. Und da es die Wahrheit ist, die du nun wieder willst, ist der Weg für dich frei. Du hast die Wahrheit wieder in dein Bewusstsein eingelassen, und damit ist die Heilung gewiss.

Man könnte auch sagen, damit ist die Heilung vollbracht – denn ein einziger gänzlich wahrer Gedanke lässt alle Illusionen verschwinden.