30. Die momentane Weltlage als Möglichkeit

Die momentane Weltlage ist eine hervorragende Möglichkeit, um Vergebung zu lernen – jedoch eignet sich die Weltlage zu jedem anderen Zeitpunkt ebenso gut für diesen Zweck.

Der Kurs lehrt uns, dass jede Weltlage (oder persönliche Situation) notwendigerweise eine Illusion ist. Wäre dem nicht so, dann wäre Erlösung nicht möglich, der FRIEDE GOTTES eine unverlässliche Farce und GOTT SELBST nichts als eine eingebildete Utopie.

Trotzdem bedeutet das nicht, dass wir, wenn wir eine bestimmte Situation wahrnehmen, sie einfach verdrängen sollen, oder uns (in diesem Fall) einfach nur denken sollen, dass hoffentlich der Krieg noch abgewendet werden kann – und falls nicht, dass wir selbst möglichst nicht direkt davon betroffen sein würden.
Im Gegenteil, jede unserer Wahrnehmungen ist – wenn wir den Kurs richtig verstehen – eine Möglichkeit für uns, eine weitere Gelegenheit, Vergebung zu lernen. Und vielleicht ist es uns diesmal möglich, diese Gelegenheit zu nützen.

Aus weltlicher Sicht gibt es viele Möglichkeiten, im „Moment“ eine besondere Situation zu sehen. Im Folgenden nur ein kleiner – ganz und gar unvollständiger – Auszug möglicher Gedanken zu dem Thema.

Zunächst einmal zu den Protagonisten dieser Situation:
Da ist ein autoritärer Regierungschef, der – so wird gemutmaßt – ein geheimes Atomwaffenarsenal unterhält und daher eine Bedrohung für die Welt darstellt. Er setzt in der Kriegsführung auf Terroranschläge.
Auf der anderen Seite will der Präsident einer Weltmacht die Welt vor dem Terror retten. Er hat ein wahrscheinlich wesentlich größeres Atomwaffenarsenal, das nicht geheim und deshalb scheinbar für die Welt weniger bedrohlich ist. Er setzt auf herkömmliche Kriegsführung, welche allgemein anscheinend eher akzeptiert wird, vielleicht weil sie für weniger gemein und hinterhältig gehalten wird.

Für die einen ist der potentielle Atomwaffenterrorist der Bösewicht, für andere wiederum der Präsident der Weltmacht.
Im Großen und Ganzen wird die Öffentlichkeit über die Hintergründe im Unklaren gelassen, aber die Mutmaßungen genügen für viele, um einen Krieg zu rechtfertigen. Wieder andere fordern sicherere Beweise oder sind eher für ein friedlicheres Vorgehen.

Auf jeden Fall sind die Augen der ganzen Welt wie gebannt auf dieses Geschehen gerichtet. Die meisten haben dabei ein Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit, um nicht zu sagen Angst. Nicht so die beiden Staatsmänner, die sich eher stark und mutig fühlen – obwohl nicht mutig genug, um keinen Krieg zu führen…

Der vorliegende Text wurde im Februar 2002 geschrieben. Anlass dafür war die Situation unmittelbar vor dem Irakkrieg. Wir haben die Protagonisten nicht namentlich genannt, um zu verdeutlichen, dass dieses Beispiel für unseren Zweck – die Vergebung – gleichermaßen nützlich ist wie jede andere politische, wirtschaftliche, klimatische oder sonst die Umwelt betreffende Weltsituation, und auch jede persönliche Situation, wie verschieden sie auch aus weltlicher Sicht erscheinen mag.
Denn jede Situation kann anders gesehen werden – und das ist es, was wir lernen, wenn wir Vergebung lernen.

Weit abseits des hektischen Weltgetriebes und natürlich völlig von diesem unbeachtet – aber dennoch hier – sind noch andere Geister aktiv. Sie interessieren sich nicht für die angespannte Weltlage, ihr Interesse gilt etwas ganz anderem. Und für das, was sie wollen, ist in dieser Welt Konzentration wahrhaft nötig:
Ihre ganze Aufmerksamkeit ist nämlich auf das Gewahrsein des FRIEDENS GOTTES ausgerichtet. Sie wollen nichts anderes mehr wahrnehmen.

Sie haben schon erkannt, dass jede Illusion nicht verdrängt, aber verleugnet werden muss. Und sie kennen auch den feinen Unterschied zwischen Verdrängen und Verleugnen:
In unserem Beispiel eines drohenden Krieges wäre Verdrängung gleichbedeutend damit, die Weltlage zwar weiterhin als ernst anzusehen, aber da man sowieso keinen Einfluss darauf nehmen kann, sich nicht weiter darum zu kümmern, sondern zu hoffen, dass alles irgendwie gut ausgeht bzw. dass man nicht selbst davon betroffen sein wird.
Verleugnung dagegen ist die bewusste Wahl, das, was nicht wahr sein kann, nicht mehr für wahr zu halten – also zu verleugnen, dass es wahr sei!

Jede unfriedliche Wahrnehmung verschwindet, wenn sie dem FRIEDEN GOTTES gegenübergestellt wird, so wie Nebel sich im Sonnenlicht auflöst.

Jene, die gelernt haben, Illusionen nicht mehr für wahr zu halten, haben der Welt vergeben. Für sie sind auch Kriegsprotagonisten Brüder wie alle anderen. Und sie beurteilen keinen ihrer Brüder, denn sie haben ihr eigenes Urteil aufgegeben, und stattdessen das Urteil des HEILIGEN GEISTES angenommen:

Der SOHN GOTTES ist rein und heilig wie SEIN VATER.
Dies ist die einzige Wahrheit, die es gibt.

Mit diesem Urteil wird der FRIEDE GOTTES angenommen, in DEM der SOHN GOTTES für immer und ewig sein muss.

Wir können nun wählen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten wollen:
Wenn wir die Wahrnehmung der Welt teilen wollen, können wir im besten Falle darauf hoffen, dass eine Bedrohung doch noch abgewendet werden kann. Unsere Aufmerksamkeit ist dabei gebannt auf das gerichtet, was in der Welt zu geschehen scheint. Und unser Friede und unser Wohl hängen völlig vom Ausgang der Situation ab.
In unserem Beispiel ist die Schuld an der ganzen Misere wohl den beiden Staatsmännern zu geben, während wir, die Betrachter, uns wahrscheinlich unschuldig wähnen.

Wer trägt so den Sieg davon? Die Nicht-Vergebung!

Wenn wir aber der Welt vergeben wollen, haben wir weit freudigere Ausblicke zu erwarten:
Wir legen alle Angelegenheiten in GOTTES Hand. So hängt unser Wohl ausschließlich von IHM ab, und wir wissen, dass ER uns niemals enttäuschen würde. Also werden wir das Gewahrsein des FRIEDENS GOTTES nicht aufgeben wollen, auch wenn die Wahrnehmung uns dazu verleiten möchte.

Wie sicher sind wir, wenn wir unser Leben in GOTTES Hand gegeben haben!
Wie sicher sind wir, wenn wir der Welt vergeben haben.