13. Die Zeit der Stille

GOTT spricht die ganze Zeit zu uns.

Wenn wir dies als Tatsache annehmen und anerkennen, dann müssten wir eigentlich sehr gespannt sein, was ER uns zu sagen hat. Doch SEINE STIMME hat eine ganz besondere Eigenart, die der Welt völlig entgegengesetzt ist: SIE ist ganz leise.

SIE ist nur in der Stille überhaupt wahrnehmbar. Diese Besonderheit SEINER STIMME stellt für uns, solange wir noch glauben in der Welt zu leben, ein Problem dar, das anfänglich fast unüberwindbar erscheint.

In der Welt ist SEINE STIMME nicht zu hören. Hier ist der Ort, an dem es darum geht, wer die lautere und schrillere Stimme hat, wer die schlagkräftigeren Argumente liefert, wer etwas zu sagen hat, das der Logik der Welt mehr entspricht – und schließlich, nicht zu vergessen, wer schillernder und auffälliger in Erscheinung tritt.

In dieser Umgebung ist kein Raum für Stille. Ja, die Stille wird vielleicht sogar als peinlich oder unangenehm empfunden, als etwas, von dem wir uns gerne ablenken lassen wollen.

Was können wir also tun, damit wir GOTT hören können?

Gerade die stillste Zeit im Jahr gibt uns da einen wertvollen Hinweis:
 Wenn wir hinausschauen in die Welt, dann werden wir Hektik und Lärm wahrnehmen. Sogar in einer stillen Umgebung kann uns jederzeit Unruhe erfassen. Wenn wir jedoch unsere Augen und Ohren für die Welt schließen, dann tauchen wir in ein Reich ein, das für Menschen höchst ungewöhnlich ist:

Dort ist nämlich niemand außer GOTT.

In diesem Reich der Stille wohnt ER in alle Ewigkeit. Dort ist SEINE wundervolle STIMME deutlich hörbar. SIE ist weit mächtiger als alle Geräusche der Welt zusammengenommen. Gleichzeitig ist SIE jedoch sogar noch sanfter als das sanfteste Hauchen, das der Geliebte seiner Geliebten oder die Mutter ihrem Kind ins Ohr flüstert.

SIE spricht von ETWAS, DAS wir beinahe vergessen haben.
SIE
spricht von UNS, wie wir wirklich sind.
SIE spricht von der LIEBE, DIE unser Wesen ist,
vom FRIEDEN, DER uns für immer umhüllt.

SIE zu hören erfüllt uns mit einem Glück, das man mit Worten nicht beschreiben kann. SIE lässt uns die Welt und alle Dinge in ihr, die wir vorher noch ersehnten, ganz leicht vergessen.

SIE ist das GESCHENK, DAS GOTT uns versprochen hat.
SIE
ist das GESCHENK, DAS wir uns jede Weihnacht erwarten.
SIE
lässt uns die LIEBE spüren, DIE WIR in Wahrheit SIND.

Nun kann endlich alle Schwere von uns abfallen, aller Zweifel schweigt für immer, und alle Unsicherheit vergeht, da wir spüren, in WESSEN ARMEN wir für immer geborgen sind.
 Jetzt vergessen wir nicht mehr, was wir wirklich sind!
Die Perspektive, die solange verrückt war, ist endlich berichtigt worden.

Dies ist es, was in der Stille auf uns wartet.

Und wenn wir dann erneut auf die Welt schauen, hat sie all ihre Schrecken verloren.
 Es ist, als ob wir nun vor einer Sandkiste*) stehen, in der kleine Kinder spielen. Für diese Kinder ist natürlich alles, was sie machen, äußerst wichtig und äußerst ernst.

Doch sind es eben Kinder! Sie wissen noch nicht, was sie tun – aber es wird die Zeit kommen, da auch sie erwachsen sein werden, um dann – ebenso wie wir jetzt – auf diese liebliche Sandkiste zu schauen, in der Kinder spielen, so wie auch sie einmal dort gespielt haben.

 

*) Siehe dazu auch folgenden Text: „Die Sandkiste“