29. Vergessen

Alles Leiden kommt vom Vergessen, wer wir wirklich sind.
Wenn wir aber unser Leid vergessen, erinnern wir uns wieder.

Dir geht es schlecht, du fühlst dich elend. Der Kurs hilft nicht. Der Schmerz, den du empfindest, ist zu groß.
 Da suchst du Hilfe bei einem Bruder, der auch den Kurs kennt. Du bittest ihn, dir doch seine Geschichten des Leides zu erzählen, und wie er es überwunden hat.

Zu deinem Erstaunen verläuft das Gespräch ganz anders, als du dir erwartet hast. Du spürst, dass er nicht mit dir mitleidet – und das tut eigenartigerweise auch dir gut. Vielleicht kannst du sogar über die eine oder andere Begebenheit aus deinem Leben, die dir vorher so schmerzvoll erschien, auf einmal lachen.
 Obwohl er nicht mit dir leidet, spürst du, dass er all das kennt, was du jetzt durchmachst – doch sieht er es in einer völlig anderen Weise als du es bisher tatest. Bei ihm klingt alles so selbstverständlich und logisch – und alles, was dir bisher so schrecklich und ungerecht in deinem Leben erschienen war, sieht jetzt aus wie eine neue Gelegenheit, die dir mit jeder dieser Situationen geboten wurde und wird.
 Wenn du ihn nun fragst, wie es denn möglich ist, eine solche Sichtweise zu erlangen, wird er dir etwa folgende Geschichte erzählen:

„Die Gefühle, an denen du jetzt leidest, kommen nur daher, dass du die Geschichten, die du erlebst, für wirklich hältst.
 Dies ist etwa so, wie wenn du beobachtest, dass dein Kind vor dem Fernseher sitzt und so selbstvergessen ist, dass es glaubt, das Schreckliche, das gerade im Film passiert, den es ansieht, wäre wirklich. Es hat Angst, Schweiß steht ihm im Gesicht, und es zittert am ganzen Körper. Was kannst du tun?
 Du schaltest den Fernseher ab, und das ganze Theater ist zu Ende. Du erklärst dem Kind, dass es nur ein Film war, der es erschreckt hat, und bittest es, doch keine solchen Filme mehr anzusehen.
So wie dieses Kind hast auch du vergessen, wer du wirklich bist und wo du wirklich bist. 
Du hast deine Herkunft vergessen – und nur das ist es, was dich leiden lässt. Also liegt dein Ausweg im Erinnern: Erinnere dich daran, dass du GOTTES SOHN bist, unverletzlich wie dein VATER. Und nur wo ER ist, bist auch du in Ewigkeit.
Erinnere dich nur an deine QUELLE – und vergiss stattdessen all die schrecklichen Geschichten, die du dir anschauen wolltest. Es ist nichts Wertvolles dabei – nichts, das du wirklich willst!
Auf diese Weise wirst du dir der GEGENWART GOTTES und somit auch deiner wahren Herkunft wieder gewahr.“

Nimm den Ratschlag deines Bruders an. Beharre nicht auf deinem Kummer. Sei bereit, all dein Leiden einfach zu vergessen, damit du dich an deine Herkunft wieder erinnern kannst.

Und danke deinem Bruder für seine große Hilfe.